Page 26 - Taxikurier Mai 2025
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UNTERHALTSAMES
➔ SCHROTTIS WELT
Von Michael Schrottenloher
ABORT BAUSTELLEN also tatsächlich gewirkt. Allerdings nicht,
weil heutige Autos (sofern es überhaupt
„Pecunia non olet“ sagte der römische Die Einbahnregelung in der Schwanthaler- noch Diesel oder Benziner sind) bei Tempo
Kaiser Vespasian (Regierungszeit 69 – 79 straße von der Hermann-Lingg-zur Paul- 30 weniger Sprit verbrennen würden als
nach Chr.), also „Geld stinkt nicht“, als Heyse-Straße wird uns noch bis August bei 50 oder 60, ganz im Gegenteil. Die
er seine klamme Staatskasse durch eine 2026 erhalten bleiben. Die Stadtwerke heutigen modernen „Verbrenner“ haben
Steuer für die Benützung öffentlicher verlegen hier Fernwärme- und Fernkälte- den günstigsten Verbrauch pro Strecke bei
Toiletten aufbesserte. Woraus wir lernen, leitungen. Für die Übergangszeit empfiehlt gleichbleibend etwa 80 km ⁄ h. Nein, der
dass 1. Herr Vespasian rechnen konnte und der Schreiber dann noch Fernlauwärmelei- Witz an der Sache ist, dass seit der 30er-
2., dass es vor rund 2.000 Jahren im römi- tungen, und anschließend noch Leerrohre Regelung der Verkehr auf der genannten
schen Reich überhaupt bereits öffentliche für die Zeit, in der wirklich keiner irgend- Strecke nach Angaben der Stadt um ca.
Aborte, Abtritte, Klos, Latrinen, stille Ört- was braucht. Damit könnte man die Bauzeit zehn Prozent zurückgegangen ist.
chen, WCs oder wie auch immer genannte locker bis 2030 ausdehnen.
Gelegenheiten zur Verrichtung der Notdurft
gab. Und bis zu Vespasians Einschreiten Und im Herbst 2025 soll die Fahrbahn der
sogar kostenlos. Zwei Jahrtausende später Prinzregentenstraße zwischen Prinzregen-
ist das in München nicht unbedingt selbst- tenplatz und Vogelweideplatz für ca. drei
verständlich, wie die seit September 2019 Wochen saniert werden. Dagegen regt sich
wegen Umbau geschlossene Bedürfnis- allerdings Widerstand im zuständigen Be-
anstalt (eine weitere Bezeichnung) am zirksausschuss (BA), der an der Notwendig-
U-Bahnhof Josephsplatz zeigt. Hier ist die keit der Maßnahme zweifelt. Selbst ein
MVG zuständig, die auf Anfrage erklärte, Mitglied der den BA dominierenden Grünen,
dass dort die Leitungen erneuert werden Dr. Franz Klug, kritisiert laut Münchner
müssten. Die Leitungsführung müsse je- Merkur vom 14. März, „dass die Sanierung
doch umgeplant werden, da der ursprüng- vor allem dazu diene, auf das Tempolimit
liche Plan nicht genehmigt worden sei. von 30 km ⁄ h hinzuweisen – ein Zweck, Hier kann sich der Schreiber selbst als
Ein neuer Antrag sei „bereits gestellt“. der ebenso gut mit Schildern erreicht wer- Beispiel nennen: im vergangenen Herbst
„Bereits“ – nach insgesamt fünfeinhalb den könne“. war er nach einer Hochzeitsfeier späta-
Jahren des Stillstandes! „Wir wollen die bends mit der frischgebackenen Schwieger-
Anlage im Laufe des Jahres in Betrieb Der zuständige BA fordert nun, dass solche großtante seines Neffen (der war der
nehmen“, kündigte laut Münchner Merkur Straßensanierungen nur durchgeführt wer- Bräutigam, aber nicht der von der Schwie-
vom 7. April ein MVG-Sprecher an. Im den sollten, wenn sie nachweislich not- gergroßtante, sondern von seiner Frau, die
Laufe welchen Jahres, verriet er allerdings wendig seien und verlangt eine detaillierte wiederum die Großnichte der Dame ist.
nicht. Kann es sein, dass uns diese Sache Kostenaufstellung der Maßnahme. Alles klar?) von Karlsfeld zu deren Woh-
an die unendliche Geschichte mit den Was ist denn da los? Sind die krank? nung an der Chiemgau- ⁄ Schwanseestraße
fehlenden Wartehäusln („Wartehallen“) unterwegs und wäre normalerweise über
entlang der Trambahnlinie nach Grünwald die Lands huter Allee, Garmischer- und
erinnert? BEIBEHALTUNG Bruder mühl straße den Mittleren Ring West
und Süd gefahren. Stattdessen fuhr der
Das Tempolimit von 30 km ⁄ h auf der liebe Schrotti die Variante Nord ⁄ Ost am
Landshuter Allee zwischen Olympiagelände Olympiaturm und der Ottobrunner Straße
und Donnerbrücke bleibt bestehen. Nach vorbei („mei, ham die baut“ ⁄ Fredl Fesl),
den städtischen Ausschüssen für Mobilität, um dem erzwungenen Schleichverkehr zu
Klima- und Umweltschutz hat am 26. März entgehen. Also: etwa jeder zehnte Autofah-
auch die Stadtrats-Vollversammlung für rer meidet nach offiziellen Angaben die
die Beibehaltung der Tempo-30-Regelung Strecke und sucht sich andere Wege zum
gestimmt. Dies war bekanntlich die letzte Ziel, womit die Abgase halt einfach nur
Möglichkeit, ein bereits gerichtlich ange- woanders entstehen. Aus den Augen, aus
ordnetes erweitertes Dieselfahrvebot wegen dem Sinn. Das Sankt-Florians-Prinzip in
ständiger Überschreitung der Stickstoff- Reinkultur. Wir werden noch lange Freude
dioxidgrenzwerte zu verhindern – und hat daran haben!
26 ⁄ TAXIKURIER ⁄ MAI 2025