Page 12 - Taxikurier Mai 2021
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AKTION








            DEMONSTRATION DER BAYERISCHEN TAXIFAHRER ⁄ INNEN


            Am Mittwoch, den 24.03.2021, fuhren etwa 600 Taxis auf vier
            Routen sternförmig in einem Autokorso zur Theresienwiese.
            Aufgrund der Pandemie konnte bzw. durfte keine Abschluss-
            kundgebung erfolgen, weshalb die Forderungen des Gewerbes
            vorab in einer Pressekonferenz bekannt gegeben wurden.
                                                              Fotos: atelier-tacke.de
            PRESSEMELDUNG                                     Weder die Landesregierung noch Verantwortliche im Bayerischen
                                                              Verkehrs-, Sozial- und Wirtschaftsministerium oder kommunale
            TAXIFAHRER ERWARTEN                               Spitzenpolitiker in München oder anderen Städten des Freistaats
            SOLIDARITÄT – STERNFAHRT                          sehen sich daher zur Unterstützung solcher Ideen in der Pflicht.
            IN MÜNCHEN                                        „Unser Gewerbe hat über Monate selbstlos gehandelt, als es galt,
                                                              mit Freifahrten systemrelevante Berufsgruppen wie Ärzte und
                                                                Ärztinnen, Krankenschwestern und Pfleger zu entlasten und zu
            Solidarität ist keine Einbahnstraße: Branche fordert    unterstützen. Diese Solidarität würden wir uns seitens der Politik
            „Taxlerlohn“ als Soforthilfe in der Pandemie      auch wünschen“, Christian Hess, Geschäftsführer der IsarFunk
                                                                Taxizentrale. „Die Konzepte sind einfach: Wir erbringen eine be-
            München, 24. März 2021: Überbrückungshilfen, vergleichbar mit   zahlte Leistung, die dem Allgemeinwohl zugutekommt und den
            Ladenmieten für geschlossene Geschäfte, Hotels oder Gastronomie,   Weg aus der Pandemie beschleunigt. Das spart sogar langfristig
            gibt es fürs Taxi nicht. Eine staatlich verordnete geschlossene oder   Kosten“, verdeutlicht Branchensprecher Gregor Beiner, Vorstand
            reduzierte Gastronomie und Hotellerie sowie geschlossene Messe-  des Taxiverband München e.V. „Würde man solidarisch denken,
            hallen nehmen dem Taxigewerbe einen Großteil seines  notwendigen  könnte unser Gewerbe zum Nutzen vieler die Pandemie überstehen.“
            Einkommens, und zwar ohne jegliche Ausgleichszahlungen. „Der
              Taxiservice verschwindet leise, einfach als Kollateralschaden in der   Die bayerischen Taxifahrer fühlen sich von der Politik alleinge-
            Pandemie. Wir alle verlieren scheinbar selbstverständliche Services,   lassen: Während der Berufsstand in den ersten Pandemiemonaten
            die wir als Daseinsfürsorge gewohnt sind. “, verdeutlicht Ertekin   solidarisch kostenfrei Pfleger und Krankenschwestern beförderte,
            Kocer, Vorstandsmitglied der Taxi-München e.G.    gibt es bis heute keinerlei staatliche Unterstützung für das ge-
                                                              beutelte Gewerbe. „Das Taxi stirbt in der Pandemie“, sagt Florian
            Taxifahrer sind häufig Kleinstunternehmer, der Betriebspflicht   Bachmann, Vorstand des Taxiverband München e.V. Rund ein
              folgend oft mit ein oder zwei Angestellten. Zwar können Teile      Drittel der Taxifahrer und -unternehmen sind in ihrer Existenz
            wder Betriebe vorübergehend stillgelegt werden, wer aber an der     bedroht. Gemeinschaftlich fordern die bayerischen Taxiverbände
            Servicepflicht rund um die Uhr festhält, dem steht die Idee von   daher einen „Taxler-Lohn“, den sogenannten Unternehmerlohn.
            Kurzarbeit entgegen. Dabei gilt grundsätzlich: Die Personalkosten   Solidarität sei keine Einbahnstraße, verdeutlicht das Gewerbe.
            werden nur zu zwanzig Prozent als Betriebsausgaben anerkannt.
                                                              Es mangele bisher am politischen Willen zur Unterstützung.
            Sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit fährt nur noch der Chef selbst,   Für ausbleibende Fahrgäste erhalten Taxiunternehmen keinerlei
            um Behinderten-, Schüler- und Krankenfahrten aufrecht zu hal-  Ausgleich, obwohl die Inhaber einer Taxi-Konzession zu einem
            ten, verdeutlicht der Verband. Dabei ist das Fahrzeug der stärkste   funktionierenden Service rund um die Uhr verpflichtet sind.
              Kostenfaktor im Gewerbe. Da ein Taxi nur wirtschaftlich ist, wenn   Auch wenn Businessfahrten oder Restaurantgäste ausbleiben,
            das Fahrzeug rund um die Uhr Erlöse einfährt, geben mehr und     beanspruchen Betagte oder Behinderte den Service Taxi, müssen
            mehr Taxiunternehmer auf. Die Verbände fordern daher unter   Krankenfahrten und Schülerfahrten stattfinden. „Der Service
              anderem einen Unternehmerlohn für das Gewerbe.    ist einerseits gesellschaftlich gewollt, anderseits fehlt jeglicher
                                                              Ausgleich“, bemängelt Florian Bachmann.
            „Wir haben seit Beginn der Pandemie diverse Konzepte für einzel-
            ne Kommunen und das Land vorgelegt, etwa Impffahrten für   Die wirtschaftlichen Konsequenzen für das Taxigewerbe sind
            Hochbetagte vorgeschlagen, um unsere Senioren und deren Ange-    dramatisch: Allein in München wurden seit Beginn der Pandemie
            hörige zu entlasten und zugleich mit einer sinnvollen Gegenleis-  über 900 der 3.300 Taxikonzessionen stillgelegt oder zurückge-
            tung unseren Service zu retten“, erläutert Thomas Kroker vom   ben. Bundesweit rechnen Branchenverbände damit, dass über
            Landesverband Bayerischer Taxi- und Mietwagen-Unternehmen.   24.000 Taxibetriebe aufgeben müssen.
            Zwar befürworten alle politischen Gesprächspartner die vorgeleg-
            ten Konzepte als gut und sinnvoll, doch für sozial solidarische   Um auf die dramatischen Folgen des Taxigewerbes durch die
            Leistungen fehle der politische Wille. In den Gesprächen skizziere     Pandemie aufmerksam zu machen, demonstrierten die Taxifahrer
            stattdessen jeder die Verantwortung bei anderen: die Kommunen   am Mittwoch, 24. März, in der Landeshauptstadt. Die Sternfahrt
            beim Bund, der Bund bei der Landesregierung und diese bei   auf vier innerstädtischen Routen zur Theresienwiese startete
              Kommunen, so das traurige Fazit.                  gegen 13 Uhr.






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