Page 27 - Taxikurier Dezember 2020
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onsschluss dieses Heftes) gleich die totale trophale Planungsfehler herhalten musste, des weiteren unter dem Bahnhofsplatz
Schließung ihrer Etablissements für vier wird in seinem kühlen Grab vermutlich ge- 1.500 sowie auf einem Grundstück der
Wochen angeordnet wurde. Und wir Fiaker, stöhnt haben: „das hab ich nicht verdient“. Bahn an der Arnulfstraße beim HBF 1.300
die wir mit „Safe“-Taxis, literweise Des- Recht hätte er. Radlparkplätze. Für die beiden letztgenann-
infektionsspray, gratis verteilten Gesichts- ten Standorte lagen noch keine Kosten-
windeln usw. auch das Menschenmögliche schätzungen vor. Und am 22. Oktober mel-
getan haben, laufen bei dieser staatlich or- Gasteig dete der Münchner Merkur Vollzug, ohne
ganisierten Hysterie als Kollateralschaden allerdings in die Details zu gehen: einen
mit, der – wie immer – niemanden interes- Am 8. Oktober 2021 soll der Ersatzbau des Tag zuvor habe der Stadtrat tatsächlich die
siert. Übrigens: laut dem offiziellen Stadt- Gasteig-Kulturzentrums zwischen der Pläne für „mindestens 3.000“ Fahrradstell-
portal „muenchen.de“ sind seit Beginn der Schäftlarn- und Hans-Preißinger-Straße plätze abgesegnet. Aber bei einem Blick in
Zählung am 8. März bis zum 28. Oktober fertig sein, wie OB Reiter beim Richtfest seine Kristallkugel sieht Schrotti bereits
2020, mithin in fast acht Monaten, in Mün- Mitte Oktober 2020 mitteilte. Damit soll jetzt, dass wir kleinen Fiakerlein bei dem
chen 245 mutmaßlich („an oder mit ...“) der ursprünglich geplante Eröffnungstermin Versuch, auch nur einen winzigen Stand-
virusbedingte Todesfälle registriert worden. tatsächlich eingehalten werden, wie übri- platz beim HBF zu bekommen, uns vor
In einer Stadt mit gut 1,5 Millionen Ein- gens auch der finanzielle Rahmen von Bahn und Stadt untertänigst im Staub wer-
wohnern bedeutet dies, dass seither etwa 112 Millionen Euro für Planungs-, Bau-und den wälzen müssen, um wenigstens einen
jeder sechstausendste (= rund 0,017 %) Mietkosten! Na gut, das hat es in Berlin Tritt in den Hintern als größtmöglichen
Bewohner Münchens dem Virus zum Opfer wenige Wochen vor der ersten geplanten Liebesbeweis zu bekommen. Mehr aber
fiel. Also: so zu tun, als würde der Sensen- Eröffnung des oben genannten BER im Jah- auch nicht.
mann durch München spazieren und jedem, re 2011 auch noch geheissen … Jedenfalls
der bei „drei“ nicht auf dem Baum ist, die beginnt anschließend die Generalsanierung
Rübe absäbeln, ist einfach eine Unver- des Haupthauses am Gasteig, wofür derzeit
schämtheit. Die Sensenmänner (und -frauen) schlappe 450 Millionen und eine Bauzeit
für ganze Gewerbezweige mit Millionen von vier Jahren angesagt sind. Ob das
von verzweifelten Zwangsarbeitslosen, wie Interims-Quartier in Sendling anschließend
Gastronomie, Kultur, Taxi usw. heissen wieder abgerissen wird, ist noch unklar.
Söder, Merkel und Co.! Dabei ist die wuchtige Kulturvollzugsan-
stalt in Haidhausen nach rund 40 Jahren
längst nicht etwa einsturzgefährdet; es
BER regnet auch nicht rein. Wurscht. Entschei-
dend ist doch nur, dass hernach die Akustik
der Philharmonie besser sein soll. Ach ja,
einen Steinwurf davon entfernt werden bei
der Sanierung des Deutschen Museums Pop-Up-Bike-Lanes
(Stand 11 ⁄ 2019) rund 745 Millionen Euro
verbaut – das ist allerdings auch schon fast Sorry … äh … Entschuldigung, Kolleginnen
100 Jahre alt. Und irgendwo muss unser und Kollegen, Ihr wisst ja, wie sehr Schrot-
Geld ja auch hin. ti diese Verhunzungen unserer schönen
Sprache „liebt“, aber ohne diese grenzdebi-
len Anglizismen kommen halt viele ebenso
Hauptbahnhof gepolten Leute leider nicht mehr aus. Dafür
gibt es noch ganz frisch vor Abschluss die-
Die SZ berichtete am 19. Oktober, die Stadt ses Beitrages (29.10.) eine erfreuliche Tat-
plane am HBF nach dessen Umbau 3.850 sache: die abmarkierten Zusatz-Radwege
Stellplätze für Fahrräder. „Allein eine Gara- werden bei Erscheinen dieses Heftes erst-
ge für 700 Räder im zweiten Untergeschoß mal wieder verschwunden sein. Die Münch-
des künftigen Empfangsgebäudes soll nach ner Rathaus-SPD hat doch tatsächlich nach
Nach einer Bauzeit von 14 statt zunächst Schätzungen der Verwaltung mindestens mehrmaligem Durchschnaufen, mit schwit-
geplanten fünf Jahren und einer Vervierfa- 12,3 Millionen Euro kosten. Dazu müsste zigen Händen und der Herzfrequenz eines
chung der Kosten (acht statt zwei Milliar- die Stadt der Deutschen Bahn nach aktuel- Kolibris den Mut gehabt, gegen den Willen
den) wird der Flughafen Berlin Branden- len Schätzungen zusätzlich 211.520 Euro der großen Koalitionsschwester, aber mit
burg „Willy Brandt“ etwa drei Wochen vor pro Jahr überweisen – 80.000 Euro für die den Stimmen von CSU, FDP und der Bay-
Erscheinen dieses Heftes, genauer gesagt Miete, weitere 131.520 als Nutzungsentgelt ernpartei den ohnehin zeitlich begrenzten
am 31. Oktober 2020, endlich eröffnet für die Zugangsflächen aufgrund der ver- (!) Test mit den Kurzzeitradwegen auslau-
(worden) sein. Ein paar Tage vorher durften drängten Mietflächen“. fen zu lassen und die Fahrspuren zunächst
schon die ersten Regierungsflieger starten wieder dem Autoverkehr zurückzugeben.
und landen. Der arme Willy (Regierender Damit nicht genug: im Bereich der Fußgän- Darauf übte der Co-Chef der Rathaus-Grü-
Bürgermeister von Berlin 1957–1966, gerunterführung in der Arnulfstraße sollen nen, Joel Keilhauer, gallige Kritik: „Dass
Bundeskanzler 1969–1974), der mit seinem ca. 350 Stellplätze zum Preis von zwei OB Dieter Reiter und seine Stadtratsfrak-
Namen für neun Jahre Verzug, Baupfusch, Millionen Euro sowie laufenden Kosten in tion hier einen Rückzieher machen wollen,
irrwitzige Kostensteigerungen und katas- Höhe von 40.000 Euro jährlich entstehen, verwundert uns sehr“. Nur: dass es eben gar
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