Page 4 - Taxikurier Juni 2020
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Fotos: atelier-tacke.de




            EDITORIAL

            ÖPNV



                                                               Das Taxigewerbe hat bisher seine Hausaufgaben in der Krise
                                                                 gemacht. Mit Desinfektion, technischen Nachrüstungen und der
                                                               Anpassung an die neuen Herausforderungen ging eine Welle der
                                                               Veränderung durch das Gewerbe wie seit Jahrzehnten nicht
                                                               mehr. Die Zukunft wird von uns die Bereitschaft zur Verände-
                                                               rung verlangen. Auch wenn wir hier nicht schwarzmalen wollen,
                                                               werden wir einen Rückgang an Fahrgästen durch andere Dienst-
                                                               leistungen substituieren müssen und mit neuen Ideen neue
                                                                 Geschäftsfelder beackern. Nichtsdestotrotz dürfen wir  unser
                                                               Kerngeschäft erst recht in dieser Situation nicht aus den Augen
                                                               verlieren, denn unsere Mitbewerber sind hellwach. Das gesamte
                                                               Münchner Taxigewerbe wird Kante zeigen und auf  Angriffe
                                                               gleich welcher Art die richtige Antwort wissen. Wir  bedanken
                                                               uns bereits jetzt für Ihre Unterstützung und die gute Zusam-
            ÖPNV – für einige sind es nur vier Buchstaben, doch andere    menarbeit.
            sehen im öffentlichen Personennahverkehr den Garanten für die
            Mobilität der Zukunft in der Stadt und auf dem Land, nachhal-  Der Vorstand der Taxi-München eG
            tig und modern, flexibel und trotzdem preiswert, sicher und   Thomas Kroker, Jörg Wohlfahrt
            stets verfügbar, zu verlässlichen Preisen.

            Ein wichtiger Teil des ÖPNV-Angebotes ist neben den Massen-
            verkehrsmitteln das Taxi – individuell, ohne Bindung an Linie
            oder Fahrplan, aber trotzdem stets zum fairen, für alle Nutzer
            gleichen Preis, rund um die Uhr verfügbar. Eine regulierte Ver-
            kehrsart mit Betriebspflicht, Beförderungspflicht und Qualität
            aufgrund des Ortskundenachweises. Demgegenüber buhlt die
            Privatwirtschaft mit der Verkehrsform Mietwagen um Anteile
            vom  Kuchen. Ohne berechenbare Preise, von Algorithmen ab-
            hängig, überwiegend Fahrer aus Osteuropa mit mangelhaften
            Deutsch- und Ortskenntnissen, abhängig von Vermittlungs-
            anbietern, die teilweise mehrmals von deutschen und euro-
            päischen Gerichten verboten und verurteilt wurden.

            Das Taxi ist Teil der Daseinsvorsorge. Auch in Zeiten von Corona
            besteht Betriebspflicht, und die Taxis erbringen eine wertvolle
            Dienstleistung. Selbst in umsatzschwachen Zeiten zeigte sich das
            Gewerbe solidarisch mit den Helden unserer Zeit, dem medizini-
            schen Personal und führte tausende Fahrten zum Nulltarif durch.

            Trotzdem reicht der Weitblick im Bayerischen Staatsministerium
            für Wohnen, Bau und Verkehr nicht soweit, um die beiden Ver-
            kehrsformen voneinander zu unterscheiden und auch entspre-  LETZTE MELDUNG!
            chend zu behandeln. Mit welcher Legitimation Vertreter von der
            verbotenen und verurteilten Plattform UBER an ministeriellen   Seitdem wir auf den Datenfunk-Displays die Vorbestellungen an
            Telefonschaltkonferenzen teilnehmen, erschließt sich uns nicht.   den Standplätzen anzeigen, häufen sich Meldungen, dass Kolle-
                                                               gen am Taxistand vorne stehende Taxis durch mutwillige Fehl-
            Aber auch auf bundespolitischer Ebene ist es mehr als ein Ar-  bestellungen an der Rufsäule kurz vor der Vergabe verschicken.
            mutszeugnis, wenn der Herr Bundesverkehrsminister das Miet-  Wir betrachten das als höchst unkollegial und genossenschafts-
            wagengewerbe nicht vom Leihwagen-Business unterscheiden   schädlich, weil dadurch unseren Mitgliedern wirtschaftlicher
            kann und auf Facebook von mehreren hundert Millionen Unter-  Schaden entsteht. Wir weisen darauf hin, dass wir solches Ver-
            stützung für die „Mietwagenbranche“ schreibt. Aber wen er   halten nicht dulden werden und entsprechend harte Konsequen-
            auch immer gemeint haben mag, eine derartige Unterstützung   zen gegen solche „Kollegen“ einleiten. Das bedeutet im Klartext
            der Privatwirtschaft sollte Aufgabe des Herrn Bundeswirt-  ein Ausschlussverfahren aus der Genossenschaft, falls es sich um
            schaftsminister sein und nicht in das Ressort des Verkehrs-  ein Mitglied handelt bzw. die sofortige Kündigung des Fahrerver-
            ministers fallen.                                  trags bei angestellten Fahrer*innen, die nicht Mitglied sind.  (TK)





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