Page 6 - Taxikurier September 2020
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            DER AUSICHTSRAT BERICHTET

            WER ZAHLT DIE ZECHE?



                                                               (z. B. Fraunhoferstraße oder Kapuzinerstraße) ist legales Ein-
                                                               und  Austeigen oder Be- und Entladen aufgrund der großzügig
                                                               angelegten Radwege unmöglich geworden.

                                                               Ein Großteil unserer Fahrgäste sind Seniorinnen und Senioren,
                                                               Patienten und Menschen mit sonstigen Einschränkungen. Sie
                                                               müssen vor die Haustüre gefahren werden oder vor den Arzt-
                                                               praxen aussteigen. Sollen in dem München der Zukunft nur noch
                                                               junge und gesunde Menschen leben? Diese Elite fährt mit
                                                               E-Scooter und Fahrrad, braucht kein Auto und bestellt natürlich
                                                               bei Amazon oder sonstigen Onlineanbietern, weil für sie mit
                                                                 einem Mausklick alles erledigt ist. Wie die Lieferung von statten
                                                               geht, braucht einen ja nicht zu interessieren. Ladengeschäfte
                                                               braucht man dann auch nicht mehr, weil der Lieferverkehr eben-
            Die finanziellen Auswirkungen der Pandemie machen sich immer   falls als sehr störend empfunden wird. Große Ärztehäuser am
            mehr bemerkbar. Die Neuverschuldung des Bundes für das Jahr   Rande der Stadt wären dann auch angebracht, dies würde den
            2020 wird auf 250 Milliarden Euro geschätzt. Das Jahr ist aber   Verkehr ebenfalls merklich reduzieren.
            noch nicht zu Ende und jeder Kaufmann oder Unternehmer weiß:
            „Abgerechnet wird immer zum Schluss!“. Somit kann man diese   In vergangenen Zeiten war man Stolz darauf, in einer pulsie-
            Einschätzung als Momentaufnahme bewerten.            renden Stadt zu leben. Menschen aus dem Umland kamen und
                                                                 waren gerne in Ihrer Hauptstadt unterwegs. Taxis fuhren die
            Der Bund, die Länder und Kommunen stellen fest, dass die Ein-  Gäste aus aller Welt zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt und
            nahmen aus der Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Umsatzsteuer   der alte Slogan „Weltstadt mit Herz!“ hatte bis 2005 seine
            usw. nächstes Jahr einbrechen werden. Die Krankenkassen be-    Bedeutung. Die momentanen Entwicklungen in unserer Stadt
            richten über immense Mehrkosten durch die Corona-Krise. Die   sind aus meiner Sicht für das Taxigewerbe beängstigend und
              Arbeitslosenzahlen werden steigen und der eine oder andere,   der neue Slogan seit 2006 „MUNICH LOVES YOU“ gilt nicht
            wird sich München nicht mehr leisten können. Dies ist in kurzen   mehr für den Münchner Taxler.
            Worten die aktuelle Sachlage, wobei man hier noch einige
              Punkte anfügen könnte.                           Zumindest das KVR kehrt wieder zur „alten Normalität“ zurück
                                                               und führt wieder Betriebsprüfungen der Taxiunternehmen durch.
            „Wer zahlt die Zeche?“ Der Arbeiter, die gestrauchelten Klein-   Die Unterlagen übergibt man jetzt aber nach Terminabsprache im
            und mittelständischen Unternehmen, der Rentner, die jungen   Hof in der Implerstraße. Es werden aufgrund der Pandemie keine
            Menschen oder vielleicht wir alle?  Fragen über Fragen, die in der   Außenprüfungen durchgeführt.
            Zukunft für viel Unruhe sorgen werden. Unseren Politikern stehen
            große Herausforderungen bevor.                     Verwirrende Informationsschreiben des KVR, von dem die Mitar-
                                                               beiter des betroffenen Planungsreferates vollkommen überrascht
            In München leben wir aber scheinbar in einer Blase der Glück-  waren, sorgten ebenfalls für unnötige Unruhe und ich bin ge-
            seligkeit! Wir haben gelernt, dass aufgrund der Pandemie viele   spannt, was man sich für dieses Jahr noch ausdenken wird, um
            Menschen auf das Fahrrad umgestiegen sind und es jetzt sinnvoll   eine durch die Pandemie geschwächte Taxibranche weiterhin
            ist, temporäre Radwege anzulegen! Der Verkehr ist zwar teilweise     unnötig zu beschäftigen.
            lahmgelegt, siehe Zweibrückenstraße, Rosenheimer Straße und
            Elisenstraße, aber das spielt scheinbar ebenfalls keine Rolle. Auf   Im Moment ist jeder Taxiunternehmer ⁄ in damit beschäftigt,
            dem Königsplatz fahren die Menschen mit dem Riesenrad und   seinen Betrieb zu erhalten und auch die privaten Ausgaben
            kaufen sich danach eine Packung gebrannte Mandeln. So denkt   zu erwirtschaften. Ich bitte die Verantwortlichen der Münche-
            man! An der Isar feiern die Leute in Scharen Partys und das in   ner Stadtpolitik und der zuständigen Behörden sich in dieser
            Zeiten des Abstandes und des Maskengebots. Die Müllberge   Phase der Pandemie, in der es um die Existenz vieler Men-
              danach sind nur Nebensache!                        schen geht, über die Auswirkungen geplanter Aktionen
                                                                   Gedanken zu machen.
            „Oktoberfest in der Stadt – Immer und überall!“
                                                               Denn die Frage: „Wer zahlt die Zeche?“ steht noch für lange Zeit
            Das München der Zukunft als Testphase? Sommer-Straßen, Fahr-  im Raum.
            rad-Straßen und Freischankflächen der Gaststätten auf Parkraum,
            das Taxigewerbe, Postdienste, Lieferverkehr oder auch Hand-  Mit kollegialem Gruß
            werker sind die Angeschmierten. In manchen Straßenzügen    Max Weiland, Aufsichtsratsvorsitzender






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